1923: Den Gefallenen

Begeistert war das deutsche Volk 1914 seinem Kaiser in den Ersten Weltkrieg gefolgt. Und wie schon 1814 hatte die Dorfgemeinschaft ihre Söhne im Gottesdienst in den Krieg verabschiedet.
Doch das folgende industrialisierte Massensterben an den Fronten – und unter der Zivilbevölkerung der besetzten Gebiete – war von der Gesellschaft kaum zu bewältigen.
Wie sollte man mit dem verlorenen Krieg umgehen? Wie fanden zigtausende an Körper und Seele verletzte Kriegsveteranen den Weg in den Frieden? Wie die Hinterbliebenen?
Wie positionierte man sich gegenüber dem von der Monarchie angezettelten Krieg in der neuen, ersten deutschen Republik?
Wie im sozialdemokratisch geprägten Niederkaufunger Parlament Republikaner und Republikgegner eine gemeinsame Form der Erinnerung fanden, ist leider nicht aktenkundig. Ob Veteranen – wie vielerorts – eine Denkmalsetzung anregten? Jedenfalls war die Unterstützung der Dorfbevölkerung groß. Man verkaufte „zum Bau eines Kriegerdenkmals“ bereits 1919 das Inventar der Kriegsjugendwehr, die 1914 zur Vorbereitung Jugendlicher auf den Kriegseinsatz gegründet worden war. „Landwirte waren besonders gebefreudig und spendeten Getreide und Kartoffeln… Die Kosten des Denkmals wurden mit 70 Ztr. Roggen angegeben.“
„Aus rotem hessischem Sandstein erbaute der Kasseler Bildhauer Breitfeld 1923 ein Denkmal für die Gefallenen des Weltkrieges 1914-18. Man hat lange überlegt, wo es stehen soll: vor dem Friedhof oder in den kleinen Eichen oder bei der Friedenseiche von 1870/71 auf dem Kirchplatz…“ Wolfgang Zeihe, Ortschronik 1967.
Die Gemeinde erwarb den Lehrergarten an der Kirchenwand und umzäunte ihn zum „Ehrenhain“. So stand das Denkmal aus dem Alltag herausgehoben und doch mittendrin.