1983: Für eine andere Erinnerungskultur

Die Kaufunger Friedensbewegung der frühen 1980er Jahre kritisierte diese Rituale des Gedenkens. Der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde weigerte sich, neben den örtlichen Kriegervereinen auf dem Kirchplatz aufzutreten und weiterhin das „Lied vom guten Kameraden“ zu spielen: „…vor allem durch diese Rahmenbedingungen und -handlungen wird eine nicht angemessene Verharmlosung des uns alle bedrohenden und falls er stattfinden sollte, auch alle vernichtenden Atomkriegs verursacht, die wir nicht länger verantworten können.“
Die Botschaften der Kriegserinnerungsmale wurden hinterfragt: „So traurig es ist, daß Hunderttausende von Soldaten in ihrer Pflichtausübung gefallen sind, so können doch darüber Andere nicht vernachlässigt werden.“ Kaufunger Friedensbewegte forderten, nun ebenso der Zivilbevölkerung, den Opfern des Nationalsozialismus und den „Kriegsopfern der von Deutschen überfallenen Länder“ zu gedenken. „Unser Vorschlag: Gedenk- oder besser Friedensgottesdienst unter Beteiligung möglichst vieler Gruppen.“