Hintergrund
Entronnen?
„Die Missernte des verflossenen Jahres und die bedeutende Steigerung der Getreidepreise haben in Verbindung mit dem dermaligen Mangel an Erwerb und Verdienst in verschiedenen Theilen Kurhessens einen Nothstand erzeugt“: die Kasseler Regierung rief 1852 zu Spenden für hungernde Familien auf.
Knapp fünfhundert Menschen wanderten zwischen 1830 und 1870 aus den beiden Kaufunger Dörfern aus, in der Hoffnung auf ein besseres Leben in Amerika. Anna Gertrude und Jakob V. verließen mit ihren Kindern Anna Elisabeth, Friedrich, August und Marie Elisabeth im Oktober 1854 Oberkaufungen. Die Kosten der Reise bezahlte die Familie wohl mit dem Verkauf ihrer gesamten Habe. Vielleicht haben auch Verwandte Geld geborgt. Doch weit kamen sie nicht: Der Auswanderersegler strandete im Sturm vor der Nordseeinsel Spiekeroog. 77 der 216 Passagiere starben. Auch die vier Kinder der V.s ertranken. Die verwaisten Eltern kehrten nach Kurhessen zurück.
Frau V. machte sich sechs Jahre später noch einmal auf den Weg:
„Der Witwe des verst[orbenen] Bergmanns Jacob V… Anna Gertruth geb. G… von hier, 47 Jahre alt, ist dahier Heimathsberechtigt hat sich bisher gut betragen, ist wollens mit ihrem Kinde 4 Jahre alt, nach Amerika zu reisen, außer ihrem Reisegelde besitzt dieselbe über kein Vermögen, gegen die Ertheilung eines Reisepaßes für dieselbe steht von hier aus nichts entgegen.“ Oberkaufungen 25. Juli 1860, der Bürgermeister W.