1900-1973: Quarantäne und Hygiene

„Selbstverständlich folgte die Inneneinrichtung hygienischen Gesichtspunkten. So waren sämtliche Wände mit keimabtötender Emaillefarbe gestrichen. Die Betten waren aus Metall und alle Möbel leicht zu reinigen. Desinfektionen wurden regelmäßig vorgenommen, Bettzeug und Kleidung häufig gewaschen.“ Christina Vanja, Ortschronik 2011
Die Patientinnen und Patienten waren zu äußerster Sauberkeit angehalten. Sie nutzten den „Blauen Heinrich“, eine Taschenspuckflasche: „Das Spucken auf den Boden, das zur Verbreitung der Infektion beitrug, war fortan streng verboten.“
Selbstdisziplin, Reglementierung, Geschlechtertrennung, Alkoholverbot und die Gleichförmigkeit jedes Tages waren für die überwiegend jungen Kranken schwer durchzuhalten. „Immer wieder gingen Patienten daher hinunter in das Dorf Kaufungen, kehrten in den Wirtshäusern ein oder nahmen an Festivitäten teil… Da die Ansteckungsgefahr allgemein bekannt war, dauerte es nicht lange, bis sich auch die Bevölkerung Oberkaufungens beim Sanatorium beschwerte“, zumal der Krankenhauspark genau an den örtlichen Festplatz „Am Gelinde“ grenzte.
„In der Konsequenz wurde den Kranken… der Kontakt zu den Einwohnern der umliegenden Orte verboten. Der Bewegungsradius der Kranken in der Heilstätte Oberkaufungen wurde auf das Heilstättengelände bis hin zur Bahnlinie beschränkt.“
Und den Oberkaufunger Kindern war es auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch strengstens verboten, oberhalb dieser imaginären Grenze zu spielen.