Ein modernes Volkssanatorium

Die von Fachleuten geplante Oberkaufunger Anlage „einfacher Ausstattung“ galt international als vorbildlich.
Neben dem 1900 gebauten Männerhaus mit 31 Mehrbettzimmern errichtete man 1910 ein kleineres Frauenhaus. In offenen, nach Süden gerichteten Anbauten standen Liegestühle für die „Liegekur im Freien“. Sie war das zentrale Behandlungsinstrument der Langzeitkur. Dazu kamen verordnete Spaziergänge im Anstaltspark. Anders als die Wohnhäuser unten im Dorf, war die Lungenheilstätte mit elektrischem Strom, Niederdruckdampfheizung, Fließendwasser, Toiletten mit Wasserspülung ausgestattet. Lüftungssysteme in den Zimmern sorgten für Luftaustausch. Bäder, Duschen, Wechselfußbäder gehörten zur Behandlung. Arztzimmer, Labor- und Röntgenabteilung waren direkt in den Bettenhäusern untergebracht. In der Großküche wurde diätetisch gekocht.

Die Genesung hing wesentlich an der Professionalität der – meist auf dem Gelände wohnenden – Fachärzte und Pflegekräfte.
„Den Kranken, welche überwiegend aus proletarischen Verhältnissen stammten, standen Vertreter der höheren Stände als Verantwortliche und Angestellte gegenüber.“ Christina V., Ortschronik 2011
Arbeitsplätze für Kaufungerinnen und Kaufunger gab es allenfalls in der zur Selbstversorgung dienenden Landwirtschaft, in Park- und Gartenpflege, Wäscherei oder Küche.
Ohnehin hielt aber die Dorfbevölkerung Abstand, denn die hier Untergebrachten waren ja hochansteckend.