Heilkur auf dem Land

Bevor man den Tuberkuloseerreger medizinisch bekämpfen konnte, half nur eine – in der Regel zwölfwöchige – Liegekur in gesunder Luft.
1898 fand der Vaterländische Frauenverein zu Cassel im Kaufunger Wald einen Ort zur Errichtung eines „Lungensanatoriums für Proletarier aus Cassel und Umgebung“. Auch der Bahnanschluss trug dazu bei, am Waldrand nördlich des Dorfes 1900 ein Volkssanatorium zu eröffnen. „…nach Südwesten hat man einen schönen Ausblick auf das Dorf Oberkaufungen und das Lossetal. Die malerischen Berglinie des Habichtswaldes mit Wilhelmshöhe schließen das liebliche Landschaftsbild ab. Die Lage der Anstalt vereinigt… alle für eine Lungenheilstätte wünschenswerten Vorzüge in sich. Windschutz und Staubfreiheit, Waldluft und Waldesstille, und doch Leben und Tätigkeit in nächster Nähe.“ Die Heilstätte zu Oberkaufungen bei Cassel, 1913

„Trotzdem stellte sich für viele Erwerbstätige der Kuraufenthalt finanziell als Problem dar. Durch ihre Krankschreibung erhielten sie nämlich nur die Hälfte ihres vorhergehenden Lohnes; mit Antritt der Kur schrumpfte das monatliche Entgelt gar auf ein Viertel. Mit diesem geschmälerten Lohn konnten die Familien vielfach nicht zurechtkommen. Folglich brachen insbesondere Familienväter den Heilstättenaufenthalt ab, ohne die Zwölfwochenfrist abzuwarten.“ Christina Vanja, Ortschronik 2011

Die Heilstätte war gehalten, nur Patienten aufzunehmen, deren Krankheit weniger fortgeschritten war. Doch nur die Hälfte der Entlassenen war wieder voll arbeitsfähig.