TBC – Seuche der Industrialisierung

„Am 4. Juli haben wir eine unserer Jungfrauen, Minna T…, 19 J. alt, zu Grabe geleitet. Seit Weihnachten kränkelte sie, dann war es Lungentuberkulose geworden. Der Herr nahm sie schnell zu sich.“ Tagebuch der Oberkaufunger Gemeindeschwester, 1926

„Beengte Wohnverhältnisse, staubige Luft in den und durch die Fabriken, schlechte Ernährung, lange Arbeitszeiten, Kinderarbeit, unzureichende Sanitäreinrichtungen und fehlende Gesundheitsvorsorge trugen zur Verbreitung von Infektionskrankheiten bei… [Die Lungentuberkulose] forderte um 1900 die höchste Zahl an Todesopfern unter allen an Epidemien Erkrankten“ im Deutschen Kaiserreich. Christina Vanja, Ortschronik 2011

Die extrem ansteckende Tuberkulose oder „Schwindsucht“ war eine Krankheit der wachsenden Großstädte. Doch auch in den zu mehreren Mietwohnungen umgewandelten alten Kaufunger Fachwerkhäusern waren Arbeiterinnen und Arbeiter gefährdet.

Erst die um 1890 verabschiedeten Sozialgesetze, Krankenversicherung, Invaliditätsgesetz garantierten Lohnabhängigen staatliche Unterstützung im Krankheitsfall. Jetzt wurden „Volkssanatorien“ gebaut: Erwerbstätige und ihre Angehörigen suchten hier auf Kosten der Landesversicherungsanstalten oder über „Freibetten“ ihrer Betriebe Heilung.

Lange gab es keine Medizin gegen die Bazillen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg konnte man mit Antibiotika die Seuche in unseren Breiten eindämmen.