Empore für einen Kaiser

Um 1000 hatten die deutschen Könige noch keine zentrale Residenz, es gab keine Hauptstadt. Sie reisten mit ihrem Gefolge durch das Reich und regelten ihre Angelegenheiten vor Ort. In eigenen Wirtschaftshöfen/Pfalzen, bei Bischofssitzen oder Klöstern konnte eine solche Hofgesellschaft angemessen untergebracht und für eine begrenzte Zeit verpflegt werden.
Kaiser Heinrich II. und Kaiserin Kunigunde ließen ihre Pfalz Kaufungen ab 1017 zu einem mächtigen Frauenstift umbauen.
Der Herrscher hatte auf der Empore auf der Westseite der Klosterkirche seinen Sitz. Die Architektur – drei Säulenarkaden über Rundbogendurchgängen – zitiert die Aachener Pfalzkapelle Karls des Großen und repräsentiert so für die Gebildeten der Zeit die kaiserliche Sphäre. Denn hinter den Arkaden des 1. Stocks befand sich in Aachen der Karlsthron auf dem auch Heinrich II. als König inthronisiert worden war.
Die Nutzung des Kaufunger Emporenraums wäre dem Kaiserpaar und seinen hochadligen Begleitern vorbehalten gewesen. Allerdings wurde die Kirche erst 1025, ein Jahr nach dem Tod des Stifters, geweiht. Und erst nach dem Tod der im Kaufunger Stift lebenden Kaiserwitwe reiste wieder ein Kaiser nach Kaufungen.