Dazugehören

„Mit Zehn kamen wir ins Jungvolk. Alle höheren Schüler waren Jungenschaftsführer. Mir zugeordnet waren 7 Mann, wir mussten dafür sorgen, dass sie regelmäßig zum Jungvolk kamen.
Alle waren der Meinung, wenn wir den Krieg verlieren, schlachten uns die Anderen ab.
Sonntags mussten wir vor der Winterkirche singen: Antreten um Halbzehn. Wenn der Pfarrer seinen Altardienst machte, mussten wir vor der Kirche aufmarschieren (etwa 100 Jugendliche) und Kriegslieder singen… Meine Großmutter saß zuhause und heulte, wenn ich zurückkam – sie war sehr fromm: ‚Ich habe heute wieder kein Wort verstanden – und Du warst dabei!‘ Es war volle Absicht, dass keiner etwas verstand, Pfarrer J… war kränklich und konnte nicht so laut predigen. Er hat versucht zu retten, was zu retten ist und die alten Leute getröstet.
Ich habe mich beschwert [im Jungvolk], weil ich es unanständig fand [die Aufmärsche während des Gottesdienstes] – und ich fühlte mich ja als Führungskader. Darauf bekam ich eine ‚Sportsonderschulung‘, musste montags als Zehnjähriger mit einem Vierzehnjährigen boxen bis ich am Boden lag. Ich wurde nach zwei Wochen nochmal gefragt, war immer noch der Meinung und bekam nochmal eine Sonderschulung nun auch freitags. Beim dritten Nachfragen hatte ich meine Meinung geändert… “ Alfred D., geb. 1933