Daheim in Portugaal: Maarten Z. mit seiner Familie,
etwa 1947 (privat)

  • Niederkaufunger Gast auf dem 90. Geburtstag von Maarten Z.

Niederkaufunger Gast auf dem 90. Geburtstag von Maarten Z.,
2014 (privat)

Hintergrund

Mai 1946: Brief aus Holland

„Es ist jetzt die dritte Generation unserer Familie, die die Freundschaft mit den Holländern hat.“ Anni S.

„Schon lange wollte ich Ihnen schreiben aber sah ich keinen möglichkeit dem Brief zu Eucht kömmen zu lassen. Meinem Erste brennende Frage ist: Wie macht Euch es?
Ist Heinrich gut aus dem Krieg gekommen? In Gedanken seh ich Euch jetzt allen vor mich, soals dass war, als ich mit Peter bei Euch war: Oma mit Essen zubereiten, immer ruhig und sanft, dem Kleinen Herbert und Liese-Lotchen am Spielen.“

Auf dem Heimweg durch Deutschland, April 1945
„Jah, dass ist wieder ein gross Jahr zurück dass ich Heim kamst. Bei Euch weggegangen und Nieder-Kaufungen hinter uns gelassen, überfiels uns erst recht dem verlangen nach hause! Aber so glad lief dass noch nicht. In Kassel wird uns gesagt dass es mindestens noch vier à fünf wochen dauerte bevor wir nach Holland gebracht wirden. Dass dauerte uns zu lang! Jan, Peter und ich beslossen laufend zu gehen, wenn fahren nicht ging. Die swierigkeiten wahren vielen. Auf einem alten M.G. wagen haben wir unsen Rucksacken aufgeladen. Bei Fritzlar wahren de Autobahnen sehr slecht und swehr zu laufen und wollten Jan und Peter nicht weiter. Kosttete mich viel Sprechen Ihnen mit zu kriegen, und dann sind wir uber Giessen, nach Bonn gegangen. Von dort aus habben die Amerikaner uns mitgenommen nach Köln, und von dort wieder nach Maastricht.“

Endlich wieder in den Niederlanden
„Am 19e April fuhren wir über die Grenze. Festlich wurden wir eingeholt. Das Norden von Holland war aber noch nicht befreit, und mussten wir so lange warten. Wiewohl wir es ganzz gut hatten, wird uns die Sehnsucht nach Heim zu gross, und am 3e Mei beschlossen Jan und ich durch die linien zu probieren zu bucken. Peter blieb bei einem Boer hinter mit unser Sachen. Nach vielen swierichkeiten errechten wir Utrecht, am selben Tage, dass allen Deutsens in Holland sich übergaben. Da hab ich mich bei Jan seinem fahrad geleind, und am selber Tage war ich Heim. Bei Jan war alles gesund und bei mir ach. Es war ein ganss unerwartete Heimkomsst, mein Eltern hatten noch nicht gedacht, dass ich so snell wieder heim sein sollte.“

Deutsche Besatzung in Holland
„Während de besätzzung haben die Deutschen Holland ganzz lehr geschleppt. Weil bei uns die Leuten umkahmen vom hunger, fuhren die Zugen Tag und Nacht Kartoffeln, Butter, Milch und Weitze u.s.w. uber die Grenze. Machines, Auto’s, Fahrräder, Schiffen, Pferden, zu viel um zu nennen alles haben sie weggeholt. Und wenn die Holländer sich dagegen aussprachen, wirden sie one pardon erschossen. Zehntausenden sind nach consentrationslagers verschleppt, und dort umgekommen im Gaszimmer oder Totgeslagen. In ein Dorf 40 km von hier sind alle Männer von 15 bis 65 Jr. auf die gemeinste weise durch ein S.S.Gruppe Totgemacht. En Dorf das jetzt 632 Witwen zählt.
Aus mein Dorf sind ach viele erschossen worunter zwei meiner gutester Kameraden.
So können Sie verstehn dass die Hass gegen Deutsland in Holland gross ist.“

Freundschaft
„Es tut mich leit, es Euch, die toch so gut für uns geweist sind, zu sagen, das die Deutsen so unsagbar viel Leid über Holland gebracht haben. Verstehn Sie mich gut, nicht gegen Deutsen der daran nicht mitgetan haben. So soll ich niemalls vergessen was Sie, familie B… an Peter und mich für gut getan habt. Niemals sollen wir vergessen, dass Sie uns nach dem Angrif aufgenommen habt, und zu Essen gegeben. Auch dass wir bei Euch nicht als ‚Auslander’ behandelt sind, sondern als Mensch. Wenn ich so die andere Jungens hört haben die meisten, die bei Bauers geweist sein es gut gehabt. Nieder-Kaufungen sollen wir dann auch niemals vergessen, und ach wissen dass lang nich alle Deutschen ‚Barbaren’ sein.
Schade ist dass das Briefverkehr biss Heute beinahe unmöglich ist und Reise nach Euch ausgeschlossen. Diese Herbst wollte ich es aber probieren Euch für einige Tage zu besuchen. Wenn Sie ess aber gut heist?“ Erster Brief Maarten Z.s an Familie B., 26. Mai 1946 (in Privatbesitz)