Das Militärdepot wird bombardiert

„Dann sehe ich es selber: schon eine Reihe der einzeln dastehenden Häuser an der Leipziger Straße hat gebrannt. Die gute Hälfte der riesigen Hallen des großen Waffenarsenals ist niedergebrannt; besonders die nach Kassel gekehrte Seite ist arg mitgenommen. Zwischen Niederkaufungen und dem Depot der Papierfabrik ist ein großer Teil von Sprengbomben im freien Feld gelandet. In Oberkaufungen bei Großmutter ist alles in Ordnung.“ Gebhard N., 17jähriger Kasseler, 22.9.1944, aus: Leben in Ruinen: Kassel 1943-1948, Stadtmuseum Kassel 1993

„Mein lieber Mann so viel Bomben, wie in das Feld bei die Hallen gefallen sind, stellst du dir nicht vor. Das Land ist wie geackert, ein Trichter neben dem anderen. Kleinjosts an der Straße haben ein großes Stück Kartoffeln da; sie machten gerade aus, und sind in das Wäldchen bei Strauben gelaufen. Die haben was mit gemacht. Sie brauchen nicht mehr viel Kartoffeln abzumachen. Auf Brickchens Land, was längs der Straße geht sind 8 große Bombenlöcher. Gaßemats haben 2 Stücker Raps, du da sind 6 oder 7 Löcher. Straubens großer Schuppen ist wieder abgebrannt und 11 Schweine sind ihn[en] mitverbrannt. Das Haus steht noch. Bei unsern Kartoffeln auf Bittehans Land ganz an unserer Grenze, auf dem Kopf ist ein großes Loch. Wir haben als das Kartoffelkraut reingeschmissen. Wir müssen mit unseren Kartoffeln den grünen Weg über unserer Prinzgrube und dann den Nassen Weg, die Straße rauf. Du kannst dir denken, was wir da für Fuder laden können, da in der Ochshäuserstraße, oben und unten Bombenlöcher sind. Und dann die Wiesen. Beyers Jonas seine Wiese am Rehegenweg ist wie geackert. Wir haben in unserer Weide auf der unteren Koppel an Dippels auch ein Loch, 2 Teile auf unserer, 1 Teil auf Dippels. – Langens haben eine Kuh, die in nächster Zeit kalben musste, müssen schlachten, da ein Bein ab war. Auch an das Rote Land sind Bomben gefallen und in die Schlade und auf dem Kördel seine Kartoffelns hinterm Berg. Der braucht auch nicht viel auszumachen. Dann 8 über das Dorf. 4 im Kördel seine Weide. 2 in Gorges Weide. Eine in das Erlenwasser bei Deckers Brücke. Auch den Weg nach Lingewirts Land über die Althansbreite, können wir nicht fahren, da 2 Bombenlöcher da sind. Jakob wollte uns das Essen bringen und ist den Weg über die Althansbreite gemacht. Er hat den Angriff da unten mitgemacht. Lottchen kann nicht mehr mit ins Feld gehen. Auch kein Essen bringen, wegen den Kindern und da jede Stunde Alarm sein kann. Von den Hallen steht nicht mehr viel.“ Feldpostbrief von Elisabeth B., Niederkaufungen, 3.10.1944

„Viele Bomben wurden auch auf das Heereszeugamt (ein Waffenlager der Wehrmacht) auf Papierfabrik geschmissen. Durch die Erschütterungen hatten viele [Niederkaufunger] Häuser Risse… Durch die Zunahme der Angriffe nahm entsprechend der Unterricht [in der Volksschule] ab… Der Lärm, der durch die Detonation der Bomben verursacht wurde, war so groß, daß wir uns oft die Ohren zuhalten mußten. Ich reagiere heute noch empfindlich auf starke Detonationen – wie zum Beispiel auf Feuerwerkskörper.“ Adolf A., geb. 1934, Niederkaufungen