Industrie und Militär

Im freien Feld zwischen Kassel und Niederkaufungen war Ende der 1830er Jahre ein Zulieferbetrieb für die Kasseler Tapetenfabrikation entstanden. Anfang des 20. Jahrhunderts arbeiteten hier 300 Menschen. Und in der Nachbarschaft hatten sich weitere Firmen angesiedelt. Nach schwerem Brand wurde die Papierfabrik 1934 stillgelegt. Die Wehrmacht errichtete auf dem Betriebsgelände 1935 ein Getreidelager und 1938 ein Rüstungsdepot gegenüber.
„Nach Kriegsende… wurde das Gelände des Heereszeugamtes von der amerikanischen Besatzungsmacht beschlagnahmt und als Umschlagplatz für Militärgerät genutzt… Kurz nach dem Mauerbau 1961… agierten die Amerikaner wieder auf dem Platz, dieses Mal sogar mit Raketen, die gegen Osten gerichtet waren. Es gab damals Vermutungen, dass die US-Streitkräfte ihren Stützpunkt in Niederkaufungen sogar als temporären Standort von Atomsprengköpfen nutzten.“ Albert Noll, Ortschronik, 2011

„Zusammenfassend kann gemeldet werden, daß das Gelände [rd. 7 ha] bis Kriegsende als Heereszeugamt verwendet wurde und ab dieser Zeit keine Verwendung mehr gefunden hat. Infolge der außerordentlich günstigen Verkehrslage wäre eine Industrieansiedlung sehr zu empfehlen.“ Gemeinde Niederkaufungen an den Landrat, 19.1.1953

„Mittel für den Kasernenbau in Niederkaufungen gesperrt… Bundestagsabgeordneter Holger B… argumentierte im Bundesverteidigungsministerium dagegen, weil das Gelände ungünstig läge, weil genügend Kasernen freigemacht werden könnten, weil eine Industrieansiedlung hier vorteilhafter wäre.“ Hessische Nachrichten, 17.4.1958

1970 konnte die Gemeinde Kaufungen das bundeseigene Militärgelände endlich kaufen und als Gewerbegebiet vermarkten. „Heute arbeiten hier 900 – 1000 Menschen in 151 Betrieben.“ Albert Noll, Ortschronik 2011