Fremd – vertraut
„Er hat immer noch gehofft, irgendwann wieder zurückkehren zu können.“ Herr W., aus dem Sudetenland, über seinen Vater
„Wir fühlten uns als Ungarn mit deutscher Muttersprache. Von Deutschland wussten wir nur, dass die Hauptstadt Berlin hieß… Eine Cousine hatte schon einen Platz in Kaufungen für uns ausgemacht… wo wir mit fünf Personen fünf Jahre lang in einem Zimmer gewohnt haben. Wir haben in der Landwirtschaft gearbeitet und uns so einigermaßen über Wasser gehalten… Ich war sehr dankbar, dass die evangelische Kirchengemeinde es erlaubte, dass wir Katholiken am Sonntag unsere Messe in der evangelischen Kirche feiern durften. Bis 1951 trug ich meine ungarische Tracht, das war ich so von Zuhause gewohnt. Andere Kleidung hatten wir auch im Anfang nicht…
Ich hatte keine Probleme, mich in Niederkaufungen einzuleben, die Leute waren hilfsbereit und freundlich. Nur einmal hat mich ein Mann darauf hingewiesen, dass hier in Kaufungen samstags die Straße gekehrt wird. Aber der hat es sicher auch nur gut gemeint.“ Frau G. aus Mucsi
„Unser Sohn und unsere Tochter wurden geboren, und mit den Kindern wurden wir Kaufunger.“ Frau R., geb. 1932 im Sudetenland
Netzwerke, die durch den Schulbesuch der Kinder entstanden, trugen zur Integration wesentlich bei. Und viele Niederkaufunger Neubürgerinnen und Neubürger engagierten sich in der Kirche und in den örtlichen Vereinen.
Die deutschen Ungarn fuhren später regelmäßig im Urlaub in ihr Herkunftsdorf.
„In unserem Garten bauten wir das Gemüse an, das wir gewöhnt waren, vor allem Paprika. Damit erschreckten wir die Niederkaufunger, weil sie noch nie Paprika gesehen, geschweige denn gegessen hatten.“ Frau S. hatte 1929 in Csibrak geheiratet.
„Was mein Mann gern gegessen hat bei der Schwiegermutter, habe ich auch gekocht. Aber es war für mich nichts Neues, er aß ja gern ungarisch… Mein Schwiegersohn isst auch gern ungarisch, sogar jetzt auch die Schwiegertochter und die Enkelkinder auch.“ Eva S. Geb. 1952