Nach Amerika

„Ab dem ersten Tag in den USA trug ich keine kurzen Hosen mit hohen Strümpfen und Leibchen mehr, sondern wie die amerikanischen Jungs Bluejeans“. Karl Dieter H. und seine Mutter Leni bestiegen 1953 das Schiff nach New York. Der Vater war vorausgezogen, um Job und Wohnung zu suchen. Er hatte im kriegszerstörten Deutschland als Diamantschleifer keine Zukunft gesehen. Ihre amerikanischen Freunde hatten dem Ehepaar zugeredet und Lenis Schulfreundin aus Niederkaufungen war mit einem netten amerikanischen Soldaten verheiratet. Für Leni H. war „das erste Jahr das Schwerste: Ich habe geputzt für 95 Cent, später in der Fabrik gearbeitet – mein Mann und ich hatten immer mehrere Jobs.“
Sechs Monate bekam Karl Dieter einen Guide von seiner Public School an die Seite gestellt: ein Mädchen, das ein Jahr zuvor eingewandert war und ihn im Alltag begleitete. So lernte das Kind binnen Kurzem Englisch, während der Vater nach der Arbeit Sprachkurse in der Evening School besuchte.
Als das erste Foto Karl Dieters aus der Neuen Welt in Niederkaufungen eintraf, so erinnert sich Cousine Gerti, „hat Mutter geweint: ‚der arme Junge‘“.