In der Nachbarschaft: An der Leipziger Strasse

Eine Oberkaufunger jüdische Familie

„Im Sommer 1936 plante Siegmund C. den Umbau seines Hauses, das Schaufenster seines Ladens wurde durch ein kleineres Fenster ersetzt, das reduzierte Geschäft… mußte weiterem Wohnraum Platz machen. Im Juni ‘36 hatte die Tochter von Witwe K. [der Mieterin der Einliegerwohnung] geheiratet und zog mit ihrer Familie… in das Haus; möglicherweise war diese Heirat Anlaß für den Umbau.“ Antwort der Gemeinde auf eine Anfrage der Universität Jerusalem zur Geschichte jüdischer Bürger Kaufungens, 14.8.1992.

Nach dem Tod seiner Frau war Siegmund C. (geb. 1868) mit seinen Kindern August (1910) Erwin (1911) und Anna (1917) nach Oberkaufungen gezogen. Er hatte 1927 ein kleines Haus mit Einliegerwohnung und mit einem Geschäftsraum gebaut. Dort hatte er einen Manufakturwarenhandel betrieben. Der Kaufmann war bei seinen Nachbarn anerkannt. Doch der bescheidene Handel des Hausherrn war 1936 nahezu zum Erliegen gekommen: Die Gemeinde hatte im September 1935 ihren Bürgern jegliche Geschäftsbeziehung mit Juden bei Strafe untersagt.
Im Frühjahr 1938 hat der 70jährige Siegmund C. sein Geschäft offiziell abgemeldet. Eine Kleinrentenunterstützung wurde nicht gewährt, er musste sein Haus verkaufen.
Ausreisepapiere verweigerte die Gemeinde. Siegmund C. wurde verschleppt und starb im Konzentrationslager Theresienstadt.