Leben im Frauengefängnis

„7,5 Quadratmeter sind vom Gesetz für ein Zimmer – eine Zelle – vorgeschrieben. Die meisten sind etwas größer, die Einrichtung ist schlicht und zweckmäßig. Bett, Tisch, Stuhl, Regal, Toilette, Waschbecken. Die Toilette steht im Zimmer – nur durch eine niedrige Abtrennung wird ein wenig Intimität erzeugt. Die Räume müssen leicht zu kontrollieren sein, die Schränke sind oben schräg, damit nichts darauf liegen kann.
Das Leben in einem Frauenknast ist anders, entspannter als bei den Männern, sagt der Aufseher.“
Die nach dem Zweiten Weltkrieg im Oberkaufunger Amtsgericht eingerichtete Jugendarrestanstalt wurde 2000 in die Abteilung „Frauenvollzug“ der JVA Kassel umgewandelt.
„Anwohner, Durchreisende, Besucher – sie alle kommen an dem imposanten Haus mit vergitterten Fenstern an der Leipziger Straße vorbei… Wer sitzt, schläft, arbeitet, leidet, träumt, streitet, liebt, lacht, weint – wer lebt dort? Interessiert es jemanden, sollte es?
Für 24 Justizbedienstete ist das Haus Arbeitsplatz, für 34 Frauen Wohnung, Arbeitsstelle und Lebensraum – von der ‚Beruhigungszelle‘ im Keller bis zum Andachtsraum unterm Dach. Mitten drin und doch fremd in Kaufungen.“ Der Kaufunger Helmut W. besuchte 2010 die JVA Kaufungen und führte Gespräche mit Inhaftierten und Bediensteten.
„Eines hat alle Umbauten, alle Veränderungen überstanden: die prächtige Holzdecke des ehemaligen Gerichtssaales steht unter Denkmalschutz. Unter ihr treffen die Frauen heute ihre Besucher. Außer als Besuchsraum dient der Raum auch als Bücherei. Die Bände stehen nach Themen geordnet in Regalen: Sachbuch, Krimi, Spannung, Horror… die mit Abstand meisten Bücher stehen bei ‚Unterhaltung‘ und ‚Liebe‘…
Es gibt einige Jobs hier drin, die Beschäftigungsquote liegt bei 80 Prozent. In der Schneiderei werden die Hemden für alle Anstalten in Hessen genäht, trendige Taschen der Marke ‚Lemon Fish‘ aus alten Seesäcken… In der Wäscherei wird eigene und fremde Wäsche gereinigt.
Der Fitnessraum ist der am besten ausgestattete in Kaufungen, versichert ein Bediensteter. Töpferei und Holzwerkstatt als Arbeitstherapie, PC- und Deutschkurse werden angeboten, wenn Personal dafür vorhanden ist.“