Von der Heilanstalt in die Gaskammer
„Wir wussten, dass sie umgebracht worden ist.“ Friedrich W., Niederkaufunger, geb. 1931, erinnerte sich an seine Tante.
Anna W. aus der Windhäuser Straße war einer von 15 000 Menschen, die zwischen 1941 und 1945 allein in der zur „Tötungsanstalt“ umgebauten Heil- und Pflegeanstalt Hadamar im Namen des Deutschen Reiches ermordet wurden. Aus Kaufungen sind uns bislang drei weitere „Euthanasie“-Mordopfer bekannt.
„Eine Cousine meiner Mutter aus Niederkaufungen, war im Heim und kam nach Hadamar… Im engen Kreis wusste man, was gewesen ist. Meine Mutter hatte keine Angst, darüber zu sprechen, sie hatte enge Bindungen zu dieser Verwandtschaft.“ Kurt N., Oberkaufunger, geb. 1935.
„Anna W… [geb. 1907] war die Schwester meines Vaters. Mit meinen Großeltern war ich vor dem Krieg ein- oder zweimal zu Besuch bei ihr in [der Heil- und Pflegeanstalt] Merxhausen, es war eine weite Reise damals.“ Friedrich W.
Man hat die Behinderte verlegt und in der Heil- und Pflegeanstalt Hadamar noch am Ankunftstag, dem 4.7.1941, in die Gaskammer geschickt. Der Niederkaufunger Familie schrieben die Behörden, die Tochter sei „unerwartet am 14.7.41 infolge Angina, mit anschliessender Sepsis verstorben“.
„Wir bekamen die Nachricht, dass sie krank geworden wäre und verstorben, und wenn wir die Urne mit der Asche zugeschickt bekommen wollten, sollten wir dafür zahlen. Mein Vater hat dann darauf verzichtet.“