Notbehausungen in der Gartenlaube
Auf Niederkaufunger Grabeland und Gartengrundstücken neben der Autobahn kamen Ende des Zweiten Weltkriegs Ausgebombte und Flüchtlinge unter:
„Kaum oder gar nicht isoliert waren die dünnwandigen Gartenlauben. … Oft bestand der Wohnraum aus zwei voneinander getrennten Gebäuden, die etwa 3 x 3 m groß waren. In der einen Laube wurde gewohnt und in der anderen geschlafen… Die Bettdecke hatte im Winter Eisränder von der Atemluft. Das Wasser im Kaffeekessel wurde über Nacht auf dem Herd zu Eis. Fließendes Wasser gab es erst seit etwa 1954 (ein Waschbecken), der Abfluss führte in den Garten… Alle waren fast Selbstversorger… [es] wurden ein Schwein, eine Ziege und ein Pferd gehalten. Auch ein Plumpsklo befand sich im Stall.
Einige Anwohner haben sich Brunnen graben können, andere mussten das Wasser in Eimern oder in Fässern an Zapfstellen vor der Autobahn oder am Bahnhof holen… Die Gemeinde Niederkaufungen hatte [dann] den Bürgern Papierfabriks [zur Selbsthilfe] gebrauchte Wasserrohre kostenlos zur Verfügung gestellt. Sie mussten allerdings vor dem Verlegen erst gesäubert werden. Die Wege… waren noch bis 1970 nicht immer begehbar. Die Anwohner hatten [sie] mit Schotter oder Kohlenasche aus dem Gaswerk in Bettenhausen immer wieder aufgefüllt.
Der Schulbesuch war für die Papierfabriker Kinder schwierig. Sie mussten entweder mehr als eine halbe Stunde zur Schule am Kasseler Lindenberg laufen oder mit dem Zug nach Niederkaufungen fahren… Schulkameraden konnte man nie besuchen.“ Georg Häusling, Ortschronik 2011
„400 Menschen warten auf eine öffentliche Fernsprechzelle… [Es gibt] nur wenige private Telefonanschlüsse. Wegen der räumlichen Trennung vom eigentlichen Ort Niederkaufungen wäre eine öffentliche Telefonzelle vor allem zum Heranrufen eines Arztes, für den Feuerschutz und viele andere Fälle des Alltags notwendig… Der [Niederkaufunger] Bürgermeister: Wir haben seitdem nichts mehr von der Post gehört.“ Hessische Allgemeine, 23.6.1967