Ein erschlagener Gemeinderat
„‚Aufmachen, Polizei!‘ – Sie ließen ihn nicht aus den Augen, als er sich anzog. Als er mit ihnen ging, sagten sie mir, er wäre bald wieder zurück… Ich saß und wartete, wartete, bis Mittag konnte ich mich nicht zu irgendeiner Arbeit aufraffen. Vielleicht kam er mit dem Mittagszug, vielleicht war er auch gleich zur Arbeit gegangen… Was habe ich alles in meiner Not gedacht… Das war am 8. Oktober [1936] und am 11. war er schon tot“, berichtete Frau T. im Gespräch mit Willi Belz, 1960. Man hatte ihren Mann in der Haft in Kassel erschlagen.
Heinrich T. arbeitete in der Weberei der Firma Salzmann in Kassel-Bettenhausen. In der Weimarer Republik war er als Vertreter der KPD ehrenamtliches Mitglied des Oberkaufunger Gemeindevorstands. Er gehörte zu den drei Gemeinderäten, die 1931 für die Kommune bürgten, um einen Kredit für die Auszahlung von Wohlfahrtsunterstützung zu erhalten. Heinrich T. beriet seine Nachbarn in Sozialversicherungsfragen und galt im Ort als Respektsperson.
Er wurde wohl verhaftet, weil er für Kaufunger Arbeiterfamilien gesammelt hatte, deren Ernährer der nationalsozialistische Staat inhaftiert hatte.