„Wir geben den Frieden nicht auf!“ Klare Botschaft der 19. Kaufunger Mahnwache auf dem Rathausvorplatz
Mit den Worten „Wir geben den Frieden nicht auf!“ eröffnete Pfarrer Johannes Barth die erste Kaufunger Mahnwache im Jahr 2023. Rund 30 Kaufungerinnen und Kaufunger kamen am Freitagabend zusammen, um den Vorplatz des Rathauses mit ihren Kerzen zu erleuchten und für den Frieden zusammenzustehen.
Gerade zum Jahreswechsel stehe das Thema Krieg in großem Kontrast zu unserem Alltag, zu einem Weihnachtsfest, das wir in Sicherheit im Kreise unserer Liebsten begehen dürfen, so Barth. Die Ohnmacht sei schwer auszuhalten, denn: „Wir können den Schalter einfach nicht finden, um Frieden zu machen.“ Solch einen Schalter wünschen sich auch Anna Lena Tietje und ihre Kinder Arthur (7), Julius (7) und Henry (10): „Es ist schwer, auf Fragen der Kinder keine Antwort zu haben. Als Eltern zaubern wir tagtäglich Lösungen für die verrücktesten Dinge herbei. Aber in den letzten Jahren, bei den Fragen rund um die Pandemie oder den Krieg in der Ukraine bin ich oft ratlos und muss meinen Kindern sagen, dass ich auch nicht weiterweiß.“ Die Mahnwache sei eine gute Gelegenheit ihren Kindern zu zeigen, dass sie mit ihren Fragen und Ängsten nicht alleine sind. „Hier können wir gemeinsam mit anderen Kaufungern aktiv etwas tun und für ein friedliches Miteinander eintreten.“
Keine Lösung parat zu haben, die vielen Ungerechtigkeiten zu sehen und sie aushalten zu müssen, all dies beschäftigt auch Torsten Felstehausen, Mitglied des Hessischen Landtages. Als Kaufunger Bürger und Mitglied der Gemeindevertretung war er an diesem Freitagabend Gastredner der Mahnwache. Ihn beschäftige immer wieder der Gedanke, dass hinter jedem Soldaten, jeder Soldatin, egal auf welcher Seite, Menschen stehen, Menschen „wie du und ich“, mit eigenen Familien, Geschichten und Träumen. „Auf die Frage, wie man den Einzelnen davon überzeugen kann, die Waffen niederzulegen, habe ich leider auch keine Antwort“, bedauerte Felstehausen. „Aber ich weiß, wenn wir uns schon hier anbrüllen und nicht mehr in den Dialog treten, dann haben wir bereits verloren. Frieden beginnt dort, wo wir bereit sind ein Dilemma auch mal auszuhalten.“
Den Frieden im Dilemma nicht aufzugeben, für ihn gerade dann einzustehen, wenn es schwierig wird, war auch für Pfarrer Johannes Barth zentral. Mit dem Läuten der Glocken der Stiftskirche rief er dazu auf, klar im Friedenswillen zu bleiben und klar in der Ablehnung von Hass und Gewalt. Im Alltag hier mit dem „Frieden machen“ anzufangen, das ist eine Botschaft, die auch die jüngsten Besucherinnen und Besucher der Mahnwache mit nach Hause nehmen konnten. Damit kann man nämlich direkt am Montag auf dem Schulhof loslegen. Nur eine Frage beschäftigte Arthur und Julius noch ziemlich: „Wie hat der Pfarrer eigentlich vom Rathaus aus die Glocken der Stiftskirche angestellt?“ Nun, auf diese Frage gibt es bestimmt eine Antwort – vielleicht schon auf der nächsten Mahnwache am Freitag, den 1. Februar 2023.
Mit einem gemeinsamen Lied und einem Mut spendenden Applaus ging die 19. Mahnwache auf dem Rathausvorplatz in Kaufungen zu Ende. Pfarrer Johannes Barth erinnerte zum Abschluss noch an die aktuelle Aktion der Begegnungsstätte „Kerzen basteln für die Ukraine“. Aus Wachsresten werden Survivalkerzen hergestellt, die Menschen im Kriegsgebiet Licht und Wärme spenden. Wachs ist ausreichend vorhanden, es werden allerdings noch saubere Konservendosen benötigt. Diese können bis Ende Januar in der Begegnungsstätte abgegeben oder im Foyer des Stephanushauses abgestellt werden. (Kontakt: Bozena Meske, Tel. 05605/927641)