5. Mahnwache in Kaufungen – Zeichen für Frieden, Demokratie und Menschenrechte
Seit mittlerweile einem Monat erreichen uns die Bilder und Berichte aus der Ukraine, sehen wir das Leid und die Zerstörungen, die der russische Angriffskrieg auslöst. Auch am vergangenen Freitag haben mehr als einhundert Kaufunger Bürger*innen aus diesem Anlass vor dem Rathaus erneut eine Botschaft für Frieden und für die Beendigung des Krieges in die Welt gesendet. Dekanin Carmen Jelinek konnte diesmal auch Menschen aus der Ukraine begrüßen, die inzwischen mit ihren Kindern Zuflucht in Kaufungen gesucht und Unterkunft bekommen haben. Sie rief in ihrer Ansprache dazu auf, auch weiterhin für den Erhalt von Frieden, Demokratie und Menschenrechten zu demonstrieren: „Ich hoffe, dass alle durchhalten, wir machen weiter – egal, in welcher Anzahl wir hier stehen!“ Das Lied „Freunde, dass der Mandelzweig“ sollte dieses Bemühen als ein Hoffnungszeichen „zwischen den Welten und zwischen den Zeiten“ unterstreichen.
Besonders eindrücklich wurde die Atmosphäre auf dem Rathausplatz, als Nadja Tavenko, eine der geflüchteten Frauen, die Situation in der Ukraine beschrieb: „Normalerweise halte ich keine Reden“, erklärte sie in fließendem Deutsch und berichtete anschaulich, dass ihr Leben bis vor einem Monat noch völlig normal verlief – Arbeit, Schule, Besuche bei Eltern und Freunden und sogar der Sommerurlaub wurde bereits geplant. „Und plötzlich ist das Leben einfach abgestürzt, völlig unerwartet. Alles war für uns zu Ende und wir konnten es erst gar nicht glauben.“ Tavenko erzählte, wie sie in ihrem Wohnort in der Mitte der Ukraine zusammen mit vielen anderen Unterstützungsarbeiten für die Soldaten leistete, wie besonders die Kinder unter dem Krieg zu leiden hätten und wie sie dann zusammen mit anderen Frauen und Kindern vor den Luftangriffen nach Deutschland flüchtete: „Hier in Kaufungen sehe ich nur offene Leute, Menschen, die helfen und erklären und wir sind dankbar für diese Positionen, für jede Hilfe!“ Imponierend war die kraftvolle Wiedergabe des Vertrauens in ihr Heimatland: „Der Krieg verändert uns von innen – die Ukraine ist jetzt vereinigt wie niemals zuvor. Wir werden den Krieg überwinden, auch wenn uns das viel kostet und wir schätzen jedes Opfer sehr hoch!“
Dekanin Carmen Jelinek, die sich persönlich ein Bild von der Unterkunftstelle auf dem Sensenstein machte, appellierte an die Bevölkerung: „Wir werden in dieser Situation gebraucht, wir müssen den geflüchteten Menschen Wohnung und Zuspruch geben!“
Auch bei dieser Veranstaltung stand das Friedensgebet mit anschließendem Vaterunser und Glockenläuten im Zentrum.
Im Anschluss erinnerte sich Karl Hellmich, Vorsitzender der Gemeindevertretung an seine Kindheit, an die Kuba-Krise Anfang der 60er Jahre mit ihrem Schrecken, an die Angst, die er damals fühlte, als Begriffe wie „Kalter Krieg“, „Eiserner Vorhang“ und „Ostblock gegen westliche Allianz“ den Sprachgebrauch prägten. „Auch heute fühlen wir Angst, stehen deshalb hier und sagen ganz deutlich: Wir wollen Frieden und Menschenrechte für alle!“ Er bedankte sich für geleistete Solidarität „gerade vor dem Hintergrund, dass auch für hier lebende Menschen unvermeidliche Lasten, Einbußen und Unsicherheiten entstanden sind“. Hellmich nutzte die Gelegenheit auch, um an die Partnergemeinde Budesti zu erinnern, die in der Republik Moldau liegt, welche unmittelbar an den Südwesten der Ukraine angrenzt.
Schon traditionsgemäß wurde die Abendveranstaltung nach einer Stunde gemeinsam mit dem Lied „We shall overcome“ beendet.