Ausstellung – Unsere Toten? Kriegserinnerungsmale in Oberkaufungen

„Unsere Toten“?
Kriegserinnerungsmale in Oberkaufungen
Ausstellung des Regionalmuseums im Rathaus Kaufungen, 10.10.2014-27.02.2015

Im Rahmen des friedenspädagogischen Erinnerungsprojektes „Krieg im Dorfleben – Dorfleben im Krieg“ beschäftigen wir uns mit den Kriegserinnerungsmalen und Gedenkstätten der Gemeinde.
Als ‚politische Kunst im öffentlichen Raum‘ sind sie Zeugnisse des jeweiligen Umgangs mit dem Thema Krieg in der Dorfgesellschaft zu unterschiedlichen historischen Zeiten.

Wer erinnert wen, warum und an welchem Ort?
Erinnert jeder ‚seine‘ Toten oder erinnern wir uns alle gemeinsam?

Ist es nicht überall das Gleiche? Ja und nein. Während in Niederkaufungen alle acht Namenstafeln und Denkmäler in und vor der evangelischen Kirche ihren Platz hatten, wurden Kriegserinnerungsmale in Oberkaufungen an verschiedenen Stellen der Gemeinde aufgestellt. Und – anders als im Nachbardorf – gingen die Initiativen zur Installation von unterschiedlichen Personenkreisen aus.
Einigen der Kriegstoten ist sogar gleich mehrfach gedacht, ihre Namen erscheinen auf Denkmälern an verschiedenen Orten, weil die jeweiligen Auftraggeber der Erinnerung sie zu ‚ihren‘ Toten zählten.
Zudem: Nicht Allen schienen alle Kriegstoten gleich erinnerungswürdig.
Das macht die Untersuchung der Oberkaufunger Gedenkorte besonders interessant.

Können diese Kriegserinnerungsmale uns heute noch etwas bedeuten?

Die Denkmäler aufzuspüren, ihren Geschichten nachzugehen und sie allen heutigen Kaufungern als Erbe bewusst zu machen, ist  Intention dieser Ausstellung.
Die Denkmäler benennen Personen, die als  Söhne, Brüder, Väter, Nachbarn und Freunde nicht zurückkehrten und der Gemeinschaft für immer fehlten. Sie benennen in Kaufungen gestorbene Männer, Frauen und Kinder.
Die Denkmäler erzählen, wie unsere Vorfahren mit Einberufung, mit dem Kriegsgeschehen und seinen Folgen umgegangen sind.
So sind die Kriegserinnerungsmale Dokumente mannigfaltiger Erinnerungskulturen – bis in unsere Gegenwart. Als materielle Zeugnisse unserer Geschichte machen sie sichtbar, wie schmal oft der Grat  ist zwischen Friedfertigkeit und Militarismus und wie furchtbar die Konsequenzen sind. Frieden ist nicht einfach da, er muss täglich erarbeitet werden. Auch deshalb ist die Erinnerung an alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft heute unser aller gemeinsame Aufgabe.

Übrigens: Wir forschen weiter zum Thema ‚Krieg und Frieden in Kaufungen‘ und möchten Ihnen bis 2018 immer wieder unsere aktuellen Ergebnisse präsentieren.
Sie können uns dabei unterstützen: Wenn Sie Kaufunger Material (Fotos, Dokumente, Gegenstände, Informationen) zur Erinnerung an den Krieg, zu den Orten der Kriegserinnerung, zu Kriegervereinen etc. wie zum Kalten Krieg, zu Verfolgung und Vernichtung, zu Flucht und Vertreibung oder zu örtlichen Friedens-initiativen haben, nehmen Sie bitte mit dem Team des Regionalmuseums Kontakt auf.